Die äußeren Hebriden: Lewis und Harris

Obwohl sich Skye für uns schon irgendwie fern der Zivilisation angefühlt hatte, waren die äußeren Hebriden – wir waren davon auf den Inseln Lewis und Harris – nochmals ein anderes Level. Der Ort an dem in Harris die Fähre ankommt besteht aus kaum mehr als 10 Häusern. Wir waren ja aber auch nicht deswegen gekommen, sondern wegen der Strände, der Wellen und der Landschaft, die oft als außerirdisch beschrieben wird. Und wirklich wirkt es vor allem im Süden von Harris manchmal, als sei man eher auf dem Mond unterwegs als auf unserem Heimatplaneten. Nach einer Nacht am Luskentyre Beach, zurecht als einer der schönsten Strände Europas ausgezeichnet, hatten wir Glück: Erstmals seit fast einer Woche war Sonnenschein angesagt und wir machten uns direkt zum den nächsten Surfspot auf, nach Scarista Beach. Die Sonne erschien tatsächlich und wir fanden nach kurzer Suche auch den Strand. Man musste aber, wie für Schottland üblich, mehrere Gatter öffnen und eine Schafsweide überqueren. Zum ersten Mal auf dieser Reise im Wasser zu sein war unbeschreiblich und wir merkten direkt, was wir vermisst hatten! Was die Wellen anging war zwar noch Luft nach oben, das lag aber vor allem an uns: Auf der Schafsweide trafen wir kurz danach einen der drei (!) Surfer von Harris, der uns erklärte dass wir leider am falschen Ende des – zu unserer Verteidigung wirklich langen –  Strandes unser Glück versucht hatten. Wir waren trotzdem zufrieden. Und wer kann schon von sich behaupten, einen der drei Surfer von Harris zu kennen? Nebenbei war er ein super netter Kerl – vor localism braucht sich auf Harris also ziemlich sicher niemand zu fürchten.

Für die nächste Nacht hatten wir einen der fotogensten Spots unserer Reise mit atemberaubender Aussicht, an dem nur der Wind ein wenig störte. Aber wir dachten uns: When life gives you a storm, fly a kite! Und so entstanden die vielleicht coolsten Bilder vom Drachensteigen seit unserer Kindheit.

Wie erwähnt besteht Harris dort, wo keine Strände sind, aus einer felsigen Mondlandschaft durchzogen von kleinen Seen und immer wieder überzogen mit Heather, dem rosafarbenen Heidekraut. Diese erkundeten wir am nächsten Tag bei einer kleinen Inselrundfahrt über die einzige vorhandene Straße, die Golden Road, die angeblich so heißt weil ihr Bau solch große Summen verschlungen hat. Wer sie einmal gefahren ist, kann sich das gut vorstellen. 

Am berühmtesten ist Harris wohl für die dort handgewebten Stoffe, den Harris Tweed den wir natürlich auch ausgiebig kauften, unter anderem in Form eines neues Halsbands für Lana. Ja, unser mexikanischer Straßenhund hat jetzt ein handgewebtes Halsband aus Wolle.

Seit 2015 gibt es aber ein zweites Exportprodukt der Insel, hergestellt in der neu gegründeten Harris Distillery. Dort wird, wie wir auf unserer zweiten Tour durch eine Destillerie mit eigenen Augen sehen konnte, mit viel Hingabe und unglaublichem Engagement Whisky gebrannt. Wer diesen kaufen will wird aber bisher leider enttäuscht: Der Whisky lagert seit Beginn der Herstellung 2015 und wird erst abgefüllt, wenn man sich sicher ist, dass er sein perfektes Stadium erreicht hat. Die Inhaber haben aber eine geniale Zwischenfinanzierung gefunden, bis sie mit dem Whisky, der weiterhin fünf Tage die Woche gebrannt wird, Geld verdienen werden: Gin. Da dieser nicht reifen muss, wird der Isle of Harris Gin bereits seit einigen Jahren verkauft, wurde zwischenzeitlich zum besten Gin Schottlands gewählt, sichert so das Überleben der Destillerie und bringt die Inhaber in den Luxus, den Whisky nicht jetzt schon abfüllen zu müssen sondern ihm so viel Zeit in den Fässern geben zu können wie er eben braucht. Wir können die Tour nur jedem ans Herz legen und haben natürlich eine Flasche Gin mitgenommen!

Da wir die Fähre zurück aufs Festland im Voraus gebucht hatten, blieben uns nur leider nur zwei Nächte auf Lewis. Die Insel Lewis, die übrigens mit Harris verbunden ist, bietet zwar weniger spektakuläre Landschaften als Harris, dafür aber bessere Surfbedingungen und wir hatten eine unvergessliche Session am späten Nachmittag in der abgelegenen und gerade deswegen wunderschönen Bucht Cliff, wo wir uns anschließend nach über einer Woche mal wieder einen Campingplatz mit warmer Dusche gönnten. 

Am nächsten Tag ging es von Stornoway, der einzigen wirklichen Stadt auf Harris und Lewis die aber keine besondere Erwähnung verdient, mit der Fähre zurück aufs Festland.

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