Mit der Fähre direkt bis Newcastle oder doch nur bis Dover und dann mit Oscar durch ganz England fahren? Diese Frage hat uns bei unseren Reisevorbereitungen begleitet, seitdem wir irgendwann vor Weihnachten beschlossen hatten, den Sommer in Schottland zu verbringen. Am Ende entschieden wir uns für die kurze Überfahrt Dünkirchen-Dover (2 Stunden) statt der Fahrt über Nacht bis Newcastle. Genau eine Woche haben wir nun bis zur schottischen Grenze gebraucht und dennoch, oder gerade deshalb, die Entscheidung überhaupt nicht bereut: In dieser Woche haben wir bereits einige wunderbare Orte kennenlernen dürfen und sind jeden Tag ganz entspannt zwischen einer und sechs Stunden Auto gefahren.
In Dover angekommen verbrachten wir den Mittag in der kleinen Hafenstadt, die sich in den letzten Jahren wohl wieder etwas gemacht hat. Man kann dort entspannt einen halben Tag verbringen, Fish & Chips essen und am Strand Leute kennenlernen, die bereits 25 mal durch den Ärmelkanal geschwommen sind. Mit Hunden kommt man einfach schnell mit Menschen ins Gespräch!

Als ersten Platz für die Nacht können wir Oare Marshes wärmstens empfehlen! In dem Naturschutzgebiet direkt an einer Flussmündung haben wir super geschlafen, nur kurz gestört durch die Dorfjugend, die sich abends mit einer irren Menge Sprühsahnekapseln in ein wärmeres Land geträumt haben. Als erste gute Tat in England haben wir diesen dann am nächsten Morgen aufgesammelt und entsorgt.
Nach unserem zweiten Stopp können wir nun auch von uns behaupten „Wir waren in Cambridge!“. Zwar konnten wir es uns gerade noch verkneifen, zwei Cambridge University Pullis zu kaufen, die an jeder Ecke angeboten werden, aber das Städtchen hat uns auch so gut gefallen. Ein halber Tag hat uns aber gereicht, Cambridge ist nämlich wirklich (!) klein. Als Erinnerung haben wir uns in einem sehr netten Gin Laden ausführlich beraten lassen, probiert und eine Flasche Gin mit Kräutern aus dem botanischen Garten von Cambridge mitgenommen.
In York, der Stadt mit den meisten Pubs pro Quadratmeile, hätten wir es dagegen noch länger als die zwei Tage ausgehalten, die wir dort waren: Das Städtchen ist wunderschön an einem Fluss gelegen, hat ein super erhaltenes mittelalterliches Zentrum, nicht nur viele sondern auch wirklich schöne Pubs und wirklich nette Bewohner: Direkt bei unserer Ankunft lernten wir Keith kennen, einen älteren Yorker mit seiner Hündin Sox, die Lana zum verwechseln ähnlich sah und er felsenfest davon überzeugt ist, Lana sei ein Welsh Sheepdog („From Mexico? Wow, they have some very rare breeds over there!“). Als wir Keith zum dritten Mal trafen – er verbringt wohl jede freie Minute mit Sox im Park – lud er uns zu sich nach Hause ein und schenkte uns eine riesen Tüte Hundefutter für Lana, das sie bis heute jeden Tag verputzt!

Wie man durch Lana mit Menschen ins Gespräch kommt erstaunt uns generell immer wieder – und auch wenn Hunde in manchen Cafes und Kneipen draußen bleiben müssen, fanden wir England und die Engländer super hundefreundlich. Bereits in Cambridge hatten wir ein nettes Paar mit Hund kennengelernt, die uns direkt all ihre Tipps für den Weg nach Schottland mitgaben. Vor allem Die Küste in Northumberland und Alnwick Castle hatten sie uns nahegelegt. Und so führte unser Weg von York direkt nach Alnwick, das neben einem hübschen Dörfchen und Tearooms mit den bisher besten selbstgebackenen Scones eines der berühmtesten Schlösser Großbritanniens beherbergt: Alnwick Castle, wo Teile aus Harry Potter und Downton Abbey gedreht wurde. Spannend ist es aber auch, weil das Schloss von Oktober bis März noch von der Besitzerfamilie bewohnt wird und man in den restlichen Monaten z.B. ihr Wohnzimmer besichtigen kann – eine riesige Bibliothek, die sich bis auf den großen Fernseher und ein paar Bilder in den letzten 200 Jahren wahrscheinlich nicht verändert hat. Ein cooler Einblick in die doch irgendwie absurde Welt des heutigen englischen Adels.
Die Küste in Northumberland, an die wir anschießend fuhren, ist wirklich eine Reise wert: Kilometerlange, weiße, und saubere Sandstrände, Dünen, kleine Dörfchen und unzählige Burgen und Burgruinen sorgen dafür, dass man die Kamera gar nicht mehr weglegen will. Wenn es Swell gibt soll man hier auch ganz ordentlich surfen können – da hatten wir leider ein bisschen Pech, sodass wir die Zeit zu Großteil mit ausgiebigen Strandspaziergängen in Gummistiefeln verbracht haben. Und nach einer einstündigen Fahrt hatten wir es dann geschafft und Oscar hat uns sicher über die schottische Grenze gebracht. Wobei „geschafft“ nicht wirklich das richtige Wort ist, denn die Zeit in England war für uns eindeutig schon ein Teil des Urlaubs und nicht nur die Anreise!